Chemtrails

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Chemtrails – So viel Wahrheit steckt wirklich dahinter

Kilometerlange Streifen am Himmel, die über mehrere Stunden sichtbar bleiben. Sind das wirklich die Spuren von großen Passagierflugzeugen? Oder wird mit chemischen Stoffen, den sogenannten Chemtrails versucht, das Wetter und vielleicht auch uns zu beeinflussen? Zugegeben, die Theorie um die Chemtrails klingt im ersten Moment vielleicht unglaubwürdig oder gar verrückt. Seit über 20 Jahren hält sich diese Theorie besonders im Internet und soll dort mit einschlägigem Bildmaterial und vor allem Videomaterial beweisen, dass die Streifen am Himmel nicht nur harmlose Kondensstreifen sind.

Kondensstreifen am Himmel
Ein Flugzeug mit einem deutlichen Kondensstreifen am Himmel. (Foto: Carsten Becker)

Die Chemtrails verfolgen uns als Wetter- und Himmelsbeobachter seit geraumer Zeit. Wir finden, dass es nun an der Zeit war, diese Theorie einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. Dabei haben wir viele spannende Antworten gefunden, von denen auch Sie überrascht sein werden.

Wie entstehen Kondensstreifen?

Doch bevor wir uns in einer genauen Untersuchung den Chemtrails widmen, sehen wir uns erst einmal normale Kondensstreifen an. Sicherlich sehen auch Sie öfters weiße Streifen am Himmel, die sich in ihrer Form und Länge teilweise sehr unterscheiden können. Das liegt vor allem daran, dass Flugzeuge in unterschiedlichen Höhen (von 8 bis hin zu 14 km) fliegen, wo teilweise große Temperatur-, Luftdruck- und Luftfeuchtigkeitsunterschiede herrschen. Auch die Größe und Leistung des jeweiligen Flugzeugtriebwerks hat einen großen Einfluss auf den Kondensstreifen.

Die weißen Streifen entstehen durch Wasserdampf, welcher ein Nebenprodukt der Treibstoffverbrennung im Triebwerk ist. Durch die Rußteile im verbrannten Treibstoff können sich die Wasserpartikel des Wasserdampfes übrigens besonders gut binden und lassen den Kondensstreifen entstehen.

Halten wir also fest: Alle Kondensstreifen bestehen zum größten Teil aus Wasserdampf. Doch nicht alle Kondensstreifen sehen am Himmel auch gleich aus. Ein Flugzeug, welches mit vergleichsweise schwachen Triebwerken in geringer Höhe fliegt, hat einen sehr kurzen Kondensstreifen, der sich nach wenigen hundert Metern wieder auflöst. Auch eine geringe Luftfeuchtigkeit trägt zu einem kurzen Kondensstreifen bei, da sich dann der Wasserdampf schlichtweg nicht so gut binden lässt. Ein Flugzeug mit leistungsstarken Triebwerken, dass auf größer Höhe fliegt und von einer sehr feuchten Luft umgeben ist, kann einen mehreren Kilometer langen Streifen erzeugen. Das führt dazu, dass Sie zur gleichen Zeit unterschiedlich lange Kondensstreifen am Himmel entdecken können. 

Warum entstehen Kondensstreifen?

Wie bereits angesprochen, bestehen Kondensstreifen zum größten Teil aus Wasserdampf. Doch der sonst gasförmige Wasserdampf wird für uns erst sichtbar, wenn er kondensiert, also zu sehr kleinen Wassertröpfchen oder Eiskristallen wird. Die Voraussetzungen dafür sind eine geringe Umgebungstemperatur und eine höhere Luftfeuchtigkeit. Voraussetzungen, die in der Reiseflughöhe von Passagierflugzeugen fast immer gegeben sind. Sehen wir uns nun die Hintergründe der Chemtrails genauer an.

Was sind Chemtrails?

Der Begriff Chemtrails leitet sich aus den englischen Wörtern chemical (dt. chemisch) und trail (dt. Spur) ab. Darunter fallen laut Vertretern der Chemtrail-Verschwörungstheorie Streifen am Himmel, die nicht aus Wasserdampf und Rußpartikeln der Triebwerke, sondern hauptsächlich aus gesundheitsschädlichen Chemikalien bestehen. Welche Chemikalien das jedoch genau sind, ist unter der Gemeinschaft der Chemtrail-Anhänger jedoch stark umstritten. In den meisten Fällen wird davon berichtet, dass es sich bei den Chemikalien um Barium oder Aluminium handeln soll.

Wie entstehen Chemtrails?

Auch zur Entstehung von Chemtrails gibt es unterschiedliche Vermutungen. So wird häufig davon berichtet, dass giftigen Chemikalien direkt durch das Triebwerk ausgestoßen werden. Andere Vertreter der Chemtrail-Theorie berichten wiederum von speziellen Spritzdüsen, die am Flugzeug befestigt sind und die Chemikalien von dort aus in die Luft sprühen.

Wird hier tatsächlich ein Chemtrail erzeugt? Wir verraten es weiter unten in unserem Artikel.

Wozu dienen Chemtrails?

Chemtrails haben laut den Unterstützern dieser Verschwörungstheorie den Zweck, die Beeinflussung des Wetters zu ermöglichen sowie den Treibhauseffekt reduzieren (Geoengineering). Außerdem sollen Sie durch ihre giftigen Bestandteile die Bevölkerung langfristig schädigen und schwere Krankheiten wie Krebs hervorrufen. In diesem Zusammenhang wird auch von einer angeblichen Schädigung des Nervensystems gesprochen.

Wir decken auf – Das spricht für Chemtrails

Angeblicher Beweis 1: Spritzvorrichtungen an Flugzeugen

Tatsächlich gibt es an den Flügelenden von große Passagiermaschinen Spühvorrichtungen. Der Beweis für die Existenz von Chemtrails! Oder doch nicht?

Die Sprühvorrichtung erfüllt jedoch einen anderen Zweck als von der Chemtrail-Gemeinde vermutet. Durch diese feinen Düsen kann der Pilot wie im Video oben in einem Ernstfall Treibstoff aus der Maschine ablassen. Man spricht in diesem Fall vom „Fuel Dumping“. Dieses Verfahren wird unter anderem angewandt, wenn eine Maschine kurz nach dem Start wegen einem technischen Defekt wieder landen muss. Da das Gewicht mit dem Treibstoff an Board für eine sichere Landung schlichtweg zu hoch wäre, muss möglichst viel Sprit aus dem Flugzeug abgelassen werden. Übrigens können bei einem Langstreckenflug über 100 Tonnen Treibstoff an Board sein.

Angeblicher Beweis 2: Unterschiedlich lang Kondensstreifen

In der Tat kann man an einigen Tagen unterschiedlich lange Streifen am Himmel sehen. Das liegt bestimmt daran, dass wir Chemtrails und harmlose Kondensstreifen sehen, richtig?

Nein, auch dieser Beweis ist nicht aussagekräftig. Wir haben bereits im ersten Teil unseres Artikels geklärt, dass die Länge der Streifen von der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur abhängt. Da diese sich in der Flughöhe von Passagierflugzeugen (also zwischen 8-14 km) sehr stark unterscheiden können, entstehen unterschiedlich lange Kondensstreifen am Himmel. Außerdem ist auch das Treibwerk selbst bzw. die Leistung für die Länge eines Kondensstreifens am Himmel verantwortlich.

Angeblicher Beweis 3: Ein Video von einem Militärflugzeug, das scheinbar gerade einen Chemtrail sprüht

Das nun folgende Video soll zeigen, wie ein Flugzeug einen Chemtrail sprüht. Sehen wir uns dieses Video nun einmal genauer an:

Dieses Video wird von fast jedem Chemtrail-Befürworter als der absolute Beweis hergenommen. Jedoch zeigt dieses Video neben dem herkömmlichen Kondensstreifen ein physikalisches Phänomen, welches auch als Pressure Contrail (dt. Druck-Kondensstreifen) bezeichnet wird. Dieses Phänomen beschreibt die schlagartige Kondensation von sehr feuchter Umgebungsluft an den Tragflächen, die durch die hohen Druckunterschiede an den Flügeln entsteht. Die angeblichen Spritzdüsen am Flügel sind übrigens nur die sogenannten „Flaps“ (Flügelklappen) im eingefahrenen Zustand. Ein klassisches Merkmal für den McDonnell Douglas DC-10 Flugzeugtyp.

Aus der Nähe sieht das ganze übrigens so aus. Geheime Spritzdüsen am Flügelende? Fehlanzeige, wir können keine erkennen.

Auch auf einigen Fotos wird dieses eindrucksvolle Phänomen ebenfalls sichtbar:

Druck-Kondensstreifen können wie auf diesem Foto auch in geringeren Höhen auftreten. (Foto: Sebastian Domschat)
Hier entstehen neben dem normalen Kondensstreifen durch die Brechung des Sonnenlichts verschiedene Farben am Druck-Kondensstreifen. (Foto: Steffen Lindemann)

Angeblicher Beweis 4: Kreisförmige Streifen am Himmel

Ein letzter stichhaltiger Beweis liegt laut den Chemtrail-Anhängern wohl darin, dass sich am Himmel auch kreisförmige Streifen erblicken lassen. Wenigstens ein Beweis für Chemtrails?

Nein, auch das ist leider kein Beweis für Chemtrails. Ein Blick in das Flugradar verrät den wahren Grund hinter den Kreisen und teilweise wirr wirkenden Kondensstreifen. Denn dabei handelt es sich oft um Trainingsmaschinen der Luftwaffe, die dort bestimmte Übungsszenarien (wie etwa eine Luftbetankung oder Luftraumüberwachung) proben. Diese Flüge finden auch immer über den selben Gebieten statt (den so genannten Temporary Reserved Areas – kurz TRAs). 

Da diese Übungen zum Lärmschutz der Bevölkerung in größeren Höhen und über Gebieten mit nur sehr geringer Bevölkerungsdichte stattfinden, sieht man als Ergebnis kreisrunde Kondensstreifen am Himmel.

Das Urteil:

Im Laufe unserer Recherchen mussten wir feststellen, dass Chemtrails nicht mehr als eine reine Verschwörungstheorie darstellen. Es gibt keine stichhaltigen Beweise, welche die Existenz von Chemtrails stützen können. Es geht sogar noch weiter: Die gängigsten Beweise für die Existenz von Chemtrails können nachvollziehbar entkräftet werden.

Außerdem hat das Coronavirus stark zur Entkräftung der Chemtrails beigetragen. Denn zum Höhepunkt von COVID19 hat man tagelang nicht einen einzigen Kondensstreifen am Himmel sehen können. Liegt das daran, dass die Chemtrail-Piloten einfach keine Lust hatten, ihre Einsätze zu fliegen? Oder weil weltweit durch die Reisebeschränkungen kaum Passagierflüge stattgefunden haben? Entscheiden Sie selbst.